Aktuelles

Vom 12.-14.02.2024 fand die 26. Jahrestagung der Rudolf-Bultmann-Gesellschaft für Hermeneutische Theologie statt.

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Das Glück – eine heikle Angelegenheit


Auf ihrer 26. Jahrestagung diskutierte die Rudolf-Bultmann-Gesellschaft die Hermeneutik des guten Lebens

Dass es mit dem Glück eine „heikle Angelegenheit“ ist, daran erinnerte der Vorsitzende der Rudolf-Bultmann-Gesellschaft für Hermeneutische Theologie, der Marburger Professor für Systematische Theologie und Religionsphilosophie Dr. Malte Dominik Krüger, in seiner Begrüßungsansprache zur 26. Jahrestagung der Gesellschaft, die vom 12. bis 14. Februar 2024 in der Evangelischen Tagungsstätte Hofgeismar stattfand. Zum Thema der Tagung „Glück und Gott? – Zur Hermeneutik des guten Lebens“ sagte Krüger vor den rund 70 Tagungsteilnehmer*innen aus Wissenschaft und Kirche: „Häufig erschließt sich erst im Rückblick unseres Lebens, was wirklich Glück oder Unglück war, was vermeintlich purer Zufall oder scheinbar gute Fügung war – und was wir als unser Eigenstes im Inneren oder als äußere Erfolgsbilanz festhalten können.“ Gott im Leben könne man nur „nach-denken, hinterherdenken“, denn: „Mit dem Ausdenken und Vordenken kommt der Mensch bei Gott nicht weit.“ Auch in Rudolf Bultmanns Werk spiegele sich die Ambivalenz des Glücks. Hier werde die Glücksfrage in gewisser Hinsicht zur Gottesfrage. Krüger: „Unsere Tagung wird diesen Dingen nachgehen und das Wörtchen ´und´ im Titel ´Glück und Gott?´ – mit Fragezeichen – der Sache nach ausleuchten: Steckt Gott im Glück?“

Weisheit, Glück und das gelingende Leben

„´Glück ist kein Geschenk der Götter, sondern die Frucht innerer Einstellung´ – Aspekte gelingenden Lebens im Alten Testament“. Das war das Thema des Eröffnungsvortrags der Professorin für Altes Testament an der Goethe-Universität Frankfurt am Main Dr. Melanie Köhlmoos. Ausgehend von den Sprüchen aus den Proverbien „Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, aber JHWH allein lenkt seinen Schritt“ (Spr 16,12) und „Einen jeglichen dünkt sein Weg recht, aber JHWH prüft die Herzen“ (Spr 21,2) formulierte Köhlmoos die alttestamentliche Überzeugung: „Echte Weisheit weiß um ihre Grenzen“ und „Zur Weisheit gehört das Bewusstsein, dass manche Dinge sich nur bedingt steuern lassen.“ Das bedeute in der alttestamentlichen Tradition: „Gottesfurcht ist nicht die Bedingung des gelingenden Lebens, aber ihre Voraussetzung.“
Dementsprechend bestehe nach dem Alttestamentler Jörn Kiefer „Glück“ im Alten Testament „zuerst in der Zugehörigkeit zu Gott und der Orientierung auf ihn hin und daraus abgeleitet in gesegneten Lebensumständen“. Dabei gehe es „nicht um das glückliche Los (fortuna), sondern um ein glückliches Leben (felicitas) und zwar nicht um ein unbeschwertes, sondern um ein gelingendes Leben“.
In praktischer Hinsicht nannte Köhlmoos in ihrem Vortrag als Aspekte gelingenden Lebens die Begriffe Weisheit, Ansehen, Familie, Lebensmittel und Wohlstand, Sicherheit und ein Land zum Leben sowie ein langes Leben. Vor allem Weisheit führe, so Köhlmoos, mit – ziemlicher- Sicherheit zu einem gelungenen Leben. So werde mit der Wurzel ḥākam „weise sein“, im Hebräischen das intellektuelle Vermögen eines Menschen im Sinne von „Klugheit“, „Wissen“ und „Intelligenz“ bezeichnet. Dabei werde mit Weisheit das wissensmäßige und technische Vermögen umschrieben, das zur Ausübung einer Tätigkeit gehört, „das heißt die Voraussetzung einer Tätigkeit im Sinne von ´Geschick´, ´Fertigkeit´, ´Meisterschaft´“. Insbesondere das Proverbienbuch zeichne das Bild vom aufrichtigen, verschwiegenen, zurückhaltenden, fleißigen, sparsamen, höflichen und verantwortungsbewussten „Weisen“, der über Einsicht und Zucht verfügt. Köhlmoos: „Als weise im eigentlichen Sinn gilt im Alten Testament das Resultat von Intelligenz, Bildung und Geschick im Sinne von Lebensklugheit, Einsicht und sozialer Kompetenz.“

Das Neue Testament: Werdet glücklich!

frühen Christentums nicht frei bestimmen.“ Das erklärte Dr. Nils Neumann, Professor für biblische Theologie an der Leibnitz Universität Hannover, in seinem Vortrag „Werdet glücklich! Entwürfe von Glückseligkeit in den Makarismen des Neuen Testaments“.
Die biblischen Schriften, wie auch oftmals die philosophischen Traditionen des Hellenismus, üben, so Neumann, einen Einfluss auf die Welt des Frühchristentums aus. Zugleich formulieren sie ihre Makarismen unverhohlen auch in ganz konkrete Situationen hinein und stellen sich bestimmten gemeindlichen Herausforderungen.
Nach eingehender Analyse des Glücksbegriffs bei Aristoteles, in der Stoa, in der Septuaginta und bei Philo hielt Neumann fest: Mit der Septuaginta verwendet das Frühchristentum μακάριος als zentralen Glücksterminus, weil mit ihm das menschliche Glückserleben auf Gottes Handeln zurückgeführt werde Dabei trage das Glück eine starke körperliche Komponente, selbst wenn die Glückseligkeit aus körperlichem Verzicht erwachse. Die apokalyptisch orientierten Makarismen erblicken den Grund des Glücks darin, dass der Mangel eschatologisch einen Ausgleich erfährt.
Pauls verortet nach Neumann das Glück ganz in der Gegenwart, während bei den Synoptikern eschatologische und un-eschatologische Glücksvorstellungen nebeneinander stehen. Im Johannesevangelium ist glückselig, wer in Aufnahme des Wirkens Jesu zur Erkenntnis gelangt und danach handelt und in der Apokalypse wird das Wohlergehen konsequent erst im Eschaton realisiert. Dabei sprechen die Seligpreisungen eine Sprache der Zugehörigkeit“. Sie stellen, so der Referent, ihren Leserinnen und Lesern die Frage, ob sie zur Gruppe derer gehören, die sich glücklich schätzen dürfen. Insgesamt lasse sich mit den Texten des neuen Testaments sagen: „Ihr könnt das Glück zwar nicht selbst herstellen, wohl aber die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass es sich in eurem Leben ereignet. Mit anderen Worten, die Texte beinhalten den impliziten Appell: Werdet glücklich!“

Das Gespräch auf dem Landgut

Auf das antike Landgut Cassiacum nördlich von Mailand entführte die Professorin für Kirchen- und Dogmengeschichte an der Universität Hamburg Dr. Barbara Müller die Teilnehmer*innen der Tagung in ihrem Vortrag „Ist Gott das große Glück? Im Gespräch mit Augustin und Zeitgenoss*innen“.
Augustins Dialog De beata vita geht auf tatsächlich geführte Gespräche zurück, die vom 13. bis 15. November 386 anlässlich des 32. Geburtstags Augustins in einem Kreis philosophisch und religiös Interessierter in dem Landgut stattfanden mit dem Ziel, die Frage nach dem Glück zu erörtern. Thesen des Gesprächs sind „Wir alle wollen glücklich sein“ und „Wer Gott hat, ist glücklich“. Dabei, so Müller, gehe es darum, „gut zu leben, Gottes Willen zu befolgen sowie keusch zu leben. D.h. nach Gott allein zu streben.“
In der Gruppe in Cassiacum einigte man sich auch auf die Vorstellung, „dass der Gottsucher ebenfalls glücklich ist, allerdings nur, wenn er nach einem propitium deum sucht – wörtlich einen ´geneigten Gott´ hat“. Das Gegenteil von Glück ist das Ersehnte nicht zu haben, also der Mangel. Schließlich beendet die Mutter Augustins, Monnica, das Gespräch mit den Worten: „Den Betern hilf, Dreieinigkeit! Das ist zweifellos das Glück, das ist vollkommenes Leben. Ihm eilen wir entgegen, und wir erwarten mit Recht, dorthin gelangen zu können, in festem Glauben, freudiger Hoffnung und flammender Liebe.“
Der späte Augustin, so Müller, hat seine Meinung geändert. In seinem opus magnum De civitate ist der Mensch „definitiv ein Mängelwesen, das gänzlich auf die göttliche Gnade angewiesen ist“. Niemand könne in diesem Leben Glück finden, nicht einmal die ganz Tugendhaften. Sich überhaupt mit weltlichem Glück zu beschäftigen, sei ein irriges Unterfangen.
Auch emotionale Haltungen analysierte Müller in ihrem Vortrag und verwies auf den Begriff der Hilaritas, „das meint Heiterkeit, eine Art von Fröhlichkeit, die sich auch mit Güte verbindet“, im christlichen Kontext „das Resultat der empfangenen Gaben Gottes“. Die Referentin verwies hier auf die der Aufzeichnungen der Märtyrerin Perpetua, die ihren Gefängnisaufenthalt in der Passio Sanctarum Perpetuae et Felicitatis, ihren Gefängnisaufenthalt in heiterer Stimmung und in eschatologischer Perspektive beschreibt. In dem Briefwechsel zwischen dem gefangenen Dietrich Bonhoeffer und seinem Freund Eberhard Bethke begegne ebenfalls Hilaritas, und zwar als „schöpferisch-freiheitliche Qualität“. Müller: „Glück wäre somit sich frei entfaltende Kreativität.“ Wie bei Perpetua haben wir es bei Bonhoeffer mit einer „quasi übermenschlichen Gelassenheit eines zum Tode Verurteilten“ zu tun.

Allversöhung als philosophisches Glück

Mit den Mitteln des Hermeneutischen Realismus, einen „gemäßigten Realismus“, der zugleich ein „gemäßigten Idealismus“ ist, führte der emeritierte Heidelberger Philosophieprofessor Dr. Anton Friedrich Koch die philosophische Reflexion über das Glück weiter. In seinem Vortrag „Glück und Gott aus Sicht der Gegenwartsphilosophie“ beschrieb er in komplexen Ableitungen und Argumentationslinien Glück und Gerechtigkeit als „Desiderat“.
Unsere Endlichkeit, d.h. Sterblichkeit, sei bedrückend, weil mit dem Tod der „Progress unserer Zielsetzungen“ nicht an ein Ziel, sondern an ein faktisches Ende kommt: Es geschieht Abbruch statt Vollendung. „Ohne Abbruch aber liefe der Progress der Ziele in eine schlechte, nicht in die wahre Unendlichkeit.“ Denn bei endlosem Weiterleben würden wir „lebend in Langeweile ersterben“. Das Desiderat wäre ein unendliches Leben jenseits der endlichen Ziele, was aber nach Koch der Hermeneutische Realismus als Philosophie der Endlichkeit nicht bieten kann.
Ein weiteres glücksrelevantes Desiderat sei Gerechtigkeit. „Der entsetzliche Mangel an Gerechtigkeit ist ein moralischer Dauerskandal, der auch das flüchtige Glück der Gutgestellten beeinträchtigt.“ Dazu Koch: Philosophien der Endlichkeit wissen damit nicht umzugehen. Um Gerechtigkeit als möglich zu denken, müssen wir mit Immanuel Kant einen gerechten, allwissenden und allmächtigen Gott annehmen, der sie langfristig verwirklicht. Dem widerspricht jedoch der hermeneutische Realismus, für den Subjektivität notwendig endlich ist.
Schließlich formulierte Koch „Denkmöglichkeiten für ein individuelles postmortales Leben“: Mit dem materiellen Körper „entfielen alle materiegebundenen Bedürfnisse und Triebe“. Man sähe Im Rückblick das Leben ohne die irdischen Motive. „Die Opfer der Untaten wären jenseits alles Leids und hätten es nicht nötig, nachtragend zu sein.“ Einer Allversöhnung stünde nichts im Wege. Koch: „Damit träte ein Glück ein, dessen Vorgeschmack vielleicht die romantische Liebe im Augenblick ihres Gelingens vermittelt.“ Die Allversöhnung der Individuen wäre auf Dauer gestellt und das Glück beständig. Zielsetzungen wären nicht mehr nötig „und die Langeweile endlosen Strebens aufgelöst in Wohlgefallen“.

Gegen Perfektionismus

„Glück ist weder mit einem guten Leben noch einem seligen Leben identisch.“ Das war das Resümee des Vortrags des Professors für Systematische Theologie an der Universität Münster Dr. Hans-Peter Großhans zum Thema „Vom Glück eines guten Lebens. Über Glückserwartungen des Gottesglaubens und menschlichen Perfektionismus“. Gleichwohl, so Großhans, „begleitet das Glück sozusagen als Gottesgabe - aus der Sicht der Glaubenden formuliert - wohltuend, inspirierend und aktivierend das Leben, auch das Glück der Begegnungen mit dem dreieinigen Gott.“ Der Referent fragte: „Ist Gott das große Glück?“ und antwortete: „Kann sein! Er ist es jedoch nicht grundsätzlich. Ohne Gott gibt es jedoch kein seliges - auch kein glückseliges - und auch kein ewiges Leben – und dies natürlich inmitten des endlichen Lebens.“
In seinem Vortrag, in dem er sich mit zahlreichen Autoren von Aristoteles über Kant, Schiller, Luther, Brecht, Bultmann bis zu Eberhard Jüngel auseinandersetzte, hielt Großhans fest: „Meiner Meinung nach macht das Glück ein Leben nicht zu einem guten.“ Ein gutes Leben sei „ein solches, in dem das Gesamte des Lebens stimmt: die Freiheit der Individuen, deren Partizipation, Gerechtigkeit, ein zufriedenstellendes Gemeinwohl und dergleichen vorhanden sind.“
Gegen einen Perfektionismus des guten Lebens wandte sich Großhans mit dem Begriff der „bedingten Freiheit“, der „im Blick auf die Erkenntnis der Welt und die Gestaltung der Welt, keine Grenzen gesetzt sind, die jedoch im Blick auf ihre eigene Grenzen und die Erwartungen an Ganzheit und Perfektion des guten Lebens sich auch ihrer eigenen Grenzen bewusst wäre“. Das sei als Aufgabe und Anstrengung zu verstehen, „die Menschen gemeinsam mit ihrer Vernunft – und in Glaube, Liebe und Hoffnung – zu bewältigen suchen“. Aber auch „die Möglichkeit der Umkehr vom Unguten hin zum Guten „und also zum guten Leben in einem möglicherweise auch als kontingent zu begreifenden Geschehen in Gott und durch Jesus Christus und den Heiligen Geist ist (…) ein Glück. Und entsprechend kann ein Mensch, der dieses Glück konstruktiv aufnimmt, als ein glücklicher bezeichnet werden“.

Der erfüllte Augenblick

Die These, „dass die evangelische Kirche die Glückseligkeit zum Endzweck ihres Handelns machten kann, wenn sie einen Weg findet das flüchtige Glück im Augenblick mit dem Streben nach Glück als einem Zustand zu versöhnen“, vertrat der Professor für Praktische Theologie an der Universität Marburg Dr. Thomas Erne in seinem Vortrag „Glück und Seligkeit - Konzepte und Perspektiven in der Praktischen Theologie“.
Erne referierte zunächst das Glücksverständnis des Münchner Systematikers Jörg Lauster, der beim Zufall, dem Glücken des Glücks, der Fortuna ansetzt. Erne dazu: In einem solchen erfüllten Augenblick „leuchtet eine Ganzheit auf, die nicht etwas verändert, sondern alles, den Horizont, in dem ich die Welt, mich und mein Leben in ihr sehe“. Das lasse sich als „Vergegenwärtigung des ewigen Gottes im endlichen Menschen“ begreifen. Im derart erfüllten Augenblick leuchte das gute und gelingende Leben auf, das der Mensch in seinem Streben nach Glück realisieren will.
Erne kritisierte, dass aus der Praktischen Theologie der Gegenwart Glück und Seligkeit als Phänomen und Begriff weitgehend verschwunden seien und damit auch „die Bestimmung eines Endzwecks aller kirchlichen Handlungen verloren gegangen“ sei.
Der Referent griff die Konzeption der Bochumer Praktischen Theologin Isolde Karle auf, der zufolge sich im erfüllten Augenblick ein unverdientes „göttlichen Gnadenhandeln“ zeige, das von sich selbst befreit und die curvatio in seipsum, die In-sich-Verkrümmtheit des Sünders, durchbricht. Im Augenblick des Einseins mit dem Unendlichen erlebt sich das Selbst in einer ihm wohlwollend zugewandten und guten Macht geborgen. Was dieses Glück nun, so Erne, „zu einer Konstante in den Wechselfällen des Lebens, zu einem unveränderlichen Glück macht, ist das Streben, die kontinuierliche Arbeit, dem es sich verdankt“.
Als Konsequenzen des Augenblickglücks für die kirchliche Praxis schlägt Erne ein Drittes zwischen Tun und Nichtstun, Arbeit und Kontemplation vor: „das Spiel, eine schöpferische Praxis, die die praktisch-theologischen Konsequenzen aus dem Augenblicksglücks zieht, ohne zu dementieren, dass dieses Glück ein Geschenk sola gratia ist“.

Junge Theolog*innen: Fragen des Verstehens von Wilhelm Herrmann bis Eberhard Jüngel

Hermeneutische Fragen unterschiedlicher Art standen im Mittelpunkt der in Arbeit befindlichen bzw. abgeschlossenen wissenschaftliche Projekte, die eine junge Theologin und vier junge Theologen auf der Jahrestagung der Rudolf-Bultmann-Gesellschaft präsentierten.
Von der „Ent-fremdung im Glauben“, die ein dynamisches Geschehen sei und dem Menschen eine Glaubensgeschichte eröffne, sprach Johanna Baumann, Münster, bei der Vorstellung ihrer Dissertation „Entfremdung und Ent-fremdung im Licht der Gott-Mensch-Beziehung“. Der Glaube „ent-fremde“ sich durch das Verstehen „der Oszillation zwischen Vor- und Neuverstehen als zwei Wirkweisen des Wortes Gottes“.
Wie sich das Selbst aus christlicher Überzeugung verstehen kann, untersuchte Pfarrer Dr. Bastian König, Wedemark, in seiner abgeschlossenen Dissertation „Das Kerygma als Narration“ anhand von Texten Augustins und des Aristoteles sowie der Arbeiten Paul Ricœurs und Rudolf Bultmanns. Dadurch wird zu den Anliegen der Theologie Bultmanns, insbesondere zu seiner Konzeption des Kerygmas ein neuer Zugang gewonnen.
Das Dissertationsprojekt von Lukas Hille, Marburg, untersucht das Gesamtwerk Wilhelm Herrmanns, eines Lehrers Bultmanns, hinsichtlich der Rolle der Heiligen Schrift für die Glaubensvermittlung. Herrmanns Ansatz bietet ein Beispiel dafür, wie Dogmatik medientheoretisch betrieben werden kann. Er fragt von der Funktion der biblischen Schriften her nach ihrer Autorität, statt eine Autorität vorauszusetzen und aus dieser heraus mit biblischen Schriften zu arbeiten.
Dr. des. Kristian Geßner, Marburg, präsentierte sein abgeschlossenes Promotionsprojekt zu Leben und Wirken Rudolf Bultmanns in der Zeit des Nationalsozialismus. Durch die Analyse von Bultmanns oppositionellem universitäts- und kirchenpolitischem Handeln, sowie seiner Schriften konnte ein differenziertes Bild seiner Persönlichkeit gezeichnet werden.
Das Dissertationsprojekt von Robert Martin Jockel, Gießen, strebt eine systematische Rekonstruktion der Christologie Eberhard Jüngels entlang des Leitsatzes von Gottes Menschlichkeit als „zu erzählender Geschichte“ an und möchte diese „narrationshermeneutisch“ weiterdenken.

Christoph Weist

NEUERSCHEINUNG

Ewigkeit im Augenblick

Zeit und ihre theologische Deutung

Herausgegeben von Christof Landmesser & Dorothee Schlenke
2024. 124 Seiten
ISBN: 978-3-374-07579-9
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